Partnerschaft mit den Gemeinden Ukalawa und Ikondo (Tansania)
Land und Leute
Die Orte Ukalawa und Ikondo befinden sich im südlichen Hochland Tansanias, etwa 1600 bis 1800 m hoch gelegen, so dass es dort im „Winter“ (Juni bis September) ziemlich kalt werden kann (etwa 10-13°C). Die Menschen leben von den Erträgen ihrer Felder (Mais, Bohnen, Blattgemüse und Obst) und halten Haustiere wie Hühner, Schweine und Kühe. Durch den Verkauf von Überschüssen aus der landwirtschaftlichen Produktion und die Arbeit auf den Teeplantagen kann man sich etwas Geld verdienen, wovon Steuern und Medikamente bezahlt und lebensnotwendige Dinge wie Salz, Zucker und Kleidung gekauft werden müssen. Gekocht wird mit Hilfe von Brennholz; doch dieses ist rar.
Die Muttersprache der Menschen ist Bena, die noch von Älteren in der privaten Kommunikation verwendet wird. Alle beherrschen Swahili, offizielle und nationale Sprache in Tansania. Unterrichtet wird in den 4 Grundschulen (7 Schuljahre) in Swahili. Englisch wird als Fremdsprache gelehrt; geeignete Fachlehrer fehlen jedoch oft. An den Sekundarschulen (Klasse 8-11) werden fast alle Fächer auf Englisch unterrichtet, wobei es häufig Probleme beim Verständnis gibt.
Unser Bildungsprojekt
Nach der Währungsunion 1990 bei uns begannen wir mit dem Schulgeldprojekt. Ab 1991 fingen jedes Jahr etwa 15 Jugendliche mit der Sekundarschule (Klasse 8-11) an. Seitdem die Regierung Tansanias die Oberschulbildung förderte und überall im Land Sekundarschulen entstanden, wurde auch für das Gebiet Ukalawa und Ikondo im April 2007 die staatliche Sekundarschule Mulunga eröffnet. Daher ist die Anzahl der Oberschüler sprunghaft angestiegen. 2013 profitierten schon 263 Jugendliche von unseren Spenden nicht nur an der Oberschule, sondern auch bei der Ausbildung in verschiedenen Berufen nach Abschluss der Grund- oder Oberschule. Insgesamt enthält die Liste im Jahr 2012 der von uns bis dahin geförderten Schüler über 900 Namen. Zunächst wurden Patenschaften in der Hoffnung vermittelt, dass sich durch Korrespondenz persönliche Beziehungen entwickeln, was jedoch nur in wenigen Fällen gelang. Unsere Spenden werden seit etlichen Jahren auf dem zuverlässigen Weg über das Leipziger Missionswerk auf das Konto des Kirchenkreises Lupembe überwiesen und vom Partnerschaftskomitee dort auf die Konten der jeweiligen Schulen verteilt. Wir erhalten regelmäßig Listen mit den Namen der geförderten Schüler und der Höhe des Betrages. Unsere Hilfe als Unterstützung der Selbsthilfe durch Bildung ist wirklich nachhaltig. Inzwischen arbeiten mehrere Handwerker, Lehrer (auch Frauen), Krankenschwestern, Pastoren, Dozenten, ein studierter Landvermesser, ein Priester und andere Experten in Ukalawa und auch an anderen Orten. Einige unserer ehemaligen Schüler bilden Waisenkinder kostenlos in ihren Handwerksberufen aus und stellen ihre Fähigkeiten in den Dienst der Gemeinde.
In Tansania beginnt das neue Schuljahr Mitte Januar. An den staatlichen Schulen muss kein Schulgeld gezahlt werden, aber die Eltern müssen verschiedene Beiträge leisten, z.B. für Schulbänke. Daher sind unsere Spenden eine große Hilfe, vor allem für die Oberschulen Mulunga in Ukalawa und in Ikondo, weil sich auch in Tansania die wirtschaftliche Lage verschlechtert hat und alles teurer geworden ist. Mit den Spenden der Paulusgemeinde werden 2023 insgesamt 585 Jugendliche aus unseren Partnergemeinden in ihrer Oberschul- und Berufsausbildung unterstützt, davon 410 in der Oberschule Mulunga in Ukalawa. In Ikondo hat die Regierung eine neue Oberschule gebaut, die 2023 mit 90 Schülern in Klasse I angefangen hat. Dadurch haben diese nun einen kürzeren Schulweg. 85 Schüler lernen 2023 an einer höheren Schule (High School) oder in der Berufsausbildung in unterschiedlichen Orten im Land. Das Partnerschaftskomitee dort hatte beschlossen, unser Geld außer für die Schülerbeiträge auch für den Weiterbau des Jungeninternats für Mulunga zu verwenden.
Es gibt Hoffnung, dass unter der neuen Regierung von Mama Samia Suluhu Hassan (seit März 2021) das Bildungssystem geändert wird und Möglichkeiten für eine Berufsausbildung schon nach der Grundschule geschaffen und die Lehrpläne geändert werden. Der Koordinator der Partnerschaft für die Gemeinden Ukalawa und Ikondo, der Tischler Javani Ngumbuke, drückte immer wieder in offiziellen Schreiben die große Dankbarkeit der Schüler, Eltern und aller Bewohner für unsere Unterstützung aus und schickt die Abrechnung des Geldes mit Listen der Unterschriften aller Schüler bzw. Eltern. Sie bitten weiter um unsere Hilfe.
Für den Tansania-Arbeitskreis der Paulusgemeinde Halle:
Irmtraud Herms
Februar 2023
Ihre Spenden für unser Bildungsprojekt überweisen Sie bitte auf das Konto der Paulusgemeinde Halle: IBAN: DE44 8005 3762 0380 0057 70
BIC: NOLADE21HAL
Stichwort: Tansania-Bildungsprojekt
Herzlichen Dank – Asante sana!
Ambulatorium
In Ukalawa befindet sich ein Ambulatorium, dessen Gebäude noch der Kirche gehören, das aber seit 2012 durch einen Vertrag von der Regierung betrieben wird. Diese schickte einen jungen Arzt und zwei Krankenschwestern, liefert monatlich Medikamente, installierte Solarstrom. So können die Dorfbewohner dort ihre Handys aufladen, denn inzwischen besitzen viele eines. In Ikondo gibt es ein staatliches Ambulatorium mit einem Arzt und einer Krankenschwester. Das nächste Krankenhaus in der Kreisstadt Njombe ist etwa 100 km entfernt und über eine unbefestigte Straße zu erreichen.
Kirche
Die Kirchgemeinde Ukalawa bestand aus 11 Dörfern. Seit November 2012 bilden die 7 Dörfer im Gebiet Ikondo eine eigene Gemeinde mit einem zweiten Pfarrer. Unsere Paulusgemeinde hat daher seitdem zwei Partnergemeinden in Tansania. In jedem Dorf arbeitet ein Evangelist, der ehrenamtlich alle Tätigkeiten eines Pfarrers (außer Sakramente) ausübt. Diese beiden Gemeinden gehören zum Kirchenkreis Lupembe der Süd-Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche Tansanias. Der Sitz des Bischofs und der Kirchenleitung ist in Njombe, wo sich auch die Post, die Bank und größere Geschäfte befinden.
Die beiden Gemeinden haben große Grundstücke, auf denen sie seit vielen Jahren schon Tausende Bäume (Kiefern und Eukalyptus) gepflanzt haben und Brandschutzstreifen anlegen, auch mit unserer finanziellen Unterstützung. In den Dörfern werden überall Avocado-Bäume gepflanzt, deren Früchte einen guten Markt haben.
Javani auf dem Gelände mit den gepflanzten Kiefern und Eukalyptusbaum-Setzlingen
Geschichte der Partnerschaft
Foto: Reinhard Hentze (2012)
Unsere Partnerschaft besteht seit 1985, als der damalige Pfarrer der Gemeinde Ukalawa, Gorden Kitaponda (1948 - 2012), zu einem Studienaufenthalt in der Kirchenprovinz Sachsen weilte. Unser Gemeindeglied Frau Dr. Irmtraud Herms begleitete Pfarrer Kitaponda dabei oftmals als Dolmetscherin und lud ihn auch in die Paulusgemeinde ein. Bei einem Gemeindeabend wurde die Partnerschaft beschlossen. Hauptanliegen sind gegenseitige Informationen über die Situation in den Gemeinden sowie der Austausch von Gebetsanliegen. In den 1980er Jahren, als die wirtschaftliche Lage in Tansania sehr schlecht war, schickte die Paulusgemeinde viele Pakete mit Kleidung, Lebensmitteln, Heften, Stiften, Kerzen, Verbandsmaterial und Seife. In Ukalawa wurden diese Dinge im Gemeindeladen verkauft, und mit dem Erlös wurde z.B. die Ausbildung von Evangelisten an der Bibelschule finanziert.
Gegenseitige Besuche
Von unschätzbarem Wert in einer Partnerschaft sind gegenseitige Besuche. 1992 und 2009 empfingen wir Delegationen aus Ukalawa. 2005 luden wir zur Feier des 20jährigen Bestehens unserer Partnerschaft drei Vertreter aus Ukalawa und Pfarrer Kitaponda zu uns ein.
2015 feierten wir 30 Jahre Partnerschaft mit Pfarrerin Atu Wililo aus Ukalawa, Pfarrer Reuben Lwangi aus Ikondo, Tischler Javani Ngumbuke und dem Landvermesser Thadei Kabonge.
Vertreter unserer Paulusgemeinde reisten 1994, 2003, 2007, 2012, 2013, 2018 und 2020 nach Ukalawa.
Wichtige Erkenntnisse dieser Besuche waren u.a.:
- Unsere Partner haben uns mit ihren fröhlichen Gottesdiensten, ihren Gebeten und Liedern viel gegeben; ihre Gastfreundschaft war überwältigend.
- Mit geringen Summen können in Ukalawa weitreichende Veränderungen in Gang gebracht werden, beispielsweise durch den Bau der Krankenstation oder der Büros.
- Unsere tansanischen Gäste vermitteln uns hier ein authentisches Bild von ihrem Leben in der Kirche und im Alltag, das wir bei unseren Besuchen dort erleben können.
- Gemeinsam können wir entwicklungspolitische Themen diskutieren und voneinander die unterschiedlichen Kulturen, Sitten und Gebräuche lernen.
PARTNERSCHAFT LEBT DURCH PERSÖNLICHE KONTAKTE
Schon sehr lange unterstützen wir als Familie die Partnergemeinden in Ukalawa / Ikondo über die Paulusgemeinde. Daraus entwickelten sich intensive persönliche Kontakte auch durch schriftlichen Gedankenaustausch.
Dank Dr. Irmtraud Herms besuchten unsere Töchter 3 Jahren einen Sprachkurs Swahili.
2012 reisten zwei Töchter mit einer Gruppe der Paulusgemeinde nach Ukalawa / Ikondo.
Im Jahr 2013 reiste eine Tochter selbstfinanziert nochmals allein für 7 Wochen nach Ukalawa. Sie hatte den Wunsch, das Leben der Menschen in der Partnergemeinde intensiv kennenzulernen und ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.
Sie lebte und arbeitete gemeinsam mit den dortigen Menschen und erhielt dadurch einen intensiven Einblick in das Alltagsleben.
Durch weitere private Kontakte nach Tansania wurden wir im Jahre 2019 zu einem Aufenthalt in den Norden des Landes eingeladen.
Daraufhin erhielten wir eine Einladung unserer Partnergemeinde im Süden des Landes, sie unbedingt zu besuchen.
Von einem längeren Aufenthalt wurde uns hier abgeraten, um die Gastgeber nicht so zu belasten. Nur durch deren sehnlichsten Wunsch, uns begrüßen zu dürfen, verweilten wir nach 1000 km Autofahrt leider nur 2½ Tage (3 Nächte) in Ukalawa / Ikondo. Bedauerlicherweise konnte uns durch den zu kurzen Aufenthalt nicht alles gezeigt werden, was in der Partnergemeinde inzwischen erreicht wurde.
Diese Einladung wurde von uns aus Freundschaft und Nächstenliebe privat finanziert. Die Fülle der Eindrücke war für diese kurze Zeit überwältigend. Wir erlebten: Gäste sind ein Segen und werden nicht als Belastung empfunden. Dieser Besuch hat uns im Herzen so reich gemacht, wofür wir unseren Brüdern und Schwestern sehr dankbar sind. Die Kontakte bestehen trotz Sprachbarriere weiterhin. Asante sana ndugu!
Bei unseren wiederholten Reisen in den Norden Tansanias begegneten wir immer freundlichen Menschen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und Religionszugehörigkeiten mit großem Gottvertrauen, aber auch mit großen Problemen und Sorgen, besonders während der Pandemie 2020, 2021.
Elisabeth und Hartmut Wache
Rogate
Ein Höhepunkt im Leben unserer Partnerschaft ist jährlich der Sonntag Rogate (in unserer Landeskirche Partnerschaftssonntag Tansania), an dem wir füreinander Fürbitte halten. Die Gebetsanliegen teilen wir uns gegenseitig vorher mit. Es wird eine Sonderkollekte für unsere Partnergemeinde gesammelt.
Sprachkurs Swahili
Zur besseren Verständigung können Mitglieder der Paulusgemeinde bei Frau Dr. I. Herms Grundkenntnisse in der Swahili-Sprache erwerben.
Das Bildungsprojekt in der Gemeinde Ukalawa (Tansania), das von den Partnern der Paulusgemeinde Halle unterstützt wird
Dieses Projekt wird als Befreiung der Armen der Gemeinde Ukalawa betrachtet, und zwar Befreiung im Denken, in der Kultur und dem Verstehen der heutigen Welt.
Der erste Präsident Tansanias Julius Nyerere sagte einmal: “Wenn du einen Armen befreien oder ihm helfen willst, gib seinen Kindern Bildung.“ Das ist die Aufgabe dieses Bildungsprojekts von Anfang an bis heute.
In Tansania ist die Grundschulbildung kostenlos, aber für die Bildung an der Oberschule und der Universität müssen die Eltern des Schülers einen Teil der Ausbildungskosten tragen. Obwohl aus der Sicht der Regierung dies nur ein kleiner Teil ist, konnten viele Eltern, vor allem in der Gemeinde Ukalawa, dieses Schulgeld nicht bezahlen, und die Kinder konnten nach der 7. Klasse der Grundschule nicht weiterlernen. Die Grundschulbildung reicht nicht, um den jungen Menschen ein ordentliches Leben zu ermöglichen und hilft nicht der Gesellschaft.
Seit Beginn dieses Bildungsprojekts (1991) haben sich sehr viele Jugendliche „selbst befreit“ und helfen der tansanischen Gesellschaft. Einige sind Lehrer in Grund- oder Oberschulen geworden, andere Handwerker (Kfz-Schlosser, Klempner, Tischler), Krankenschwestern, Ärzte, Angestellte im Staatsdienst, Pfarrer, Evangelisten, Priester... Im Jahr 2008 unterstützte die Paulusgemeinde 265 junge Leute mit Schulgeld, die in Oberschulen lernen oder eine Berufsausbildung machen. Jetzt ist eine neue Generation herangewachsen, die wenigstens zu einem kleinen Teil die heutige Welt versteht, was auf das Bildungsprojekt der Paulusgemeinde Halle zurückzuführen ist.
Die wenigen, die schon nach Afrika gekommen sind, insbesondere in ländliche Gebiete wie in die Gemeinde Ukalawa, werden zustimmen, dass es sehr große Unterschiede zwischen den Ländern der dritten Welt und denen der ersten Welt gibt. Während die Länder der ersten Welt darüber nachdenken, auf anderen Planeten zu leben, können einige Länder der dritten Welt noch nicht ihre natürlichen Reichtümer nutzen, um ihr Leben zu ändern.
Unser Gott möge euch weiterhin segnen, euch gute Gesundheit geben und eure Hilfe segnen, die ihr gebt, damit diejenigen, die sie erhalten, ihre Gedanken ändern und schließlich eine Befreiung im Verstand und in Bezug auf die Umwelt einsetzt.
von Thadei Kabonge
Thadei Kabonge ist eine sehr erfreuliche “Frucht“ unseres Bildungsprojekts. Er besuchte von 1993-1999 die Oberschule in Tosamaganga, 2000 eine Ausbildung in Rechnungswesen und Computer in Dar es Salaam, studierte dort 2001-2005 an der Universität Land Management and Valuation (B.Sc.), arbeitete 2005 in Tanga und ab 2006 im City Council der Stadt Njombe (zuständig für Landvermessung und Grundstücksverträge), studiert seit Sept. 2008 am Royal Institute of Technology der Universität Stockholm mit einem Stipendium der schwedischen Organisation SIDA, um in zwei Jahren seinen Master zu machen. Seine halleschen Sponsoren besuchten 2007 Tansania, wo sie ihn kennenlernten. Zu Ostern 2009 kam er von Schweden für ein paar Tage nach Halle.
(aus dem Swahili übersetzt von Irmtraud Herms)